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avero: Das modulare Arbeitsplatzsystem mit ESD-Schutz
ESD ist die Abkürzung für Electrostatic Discharge, die elektrostatische Entladung. In der modernen Elektronik-Fertigung sind ESD-Arbeitsplätze unverzichtbar, um unsichtbare Beschädigungen im Inneren der Bauteile zu verhindern. Aber auch bei der Herstellung von Produkten, die explosive Bestandteile enthalten, geht es nicht ohne ESD-Schutz. Beispielsweise bei der Herstellung von speziellen Batterien oder Munition. Bestimmte, leicht entzündliche oder explosive Flüssigkeiten und Stäube erfordern zwingend den Schutz vor elektrostatischer Entladung am Arbeitsplatz.
An einem avero Arbeitsplatzsystem von bott sind die einzelnen Komponenten leitfähig beschichtet und untereinander leitfähig verbunden. Alle ESD-Produkte von bott entsprechen der Norm IEC 61340-5-1. bott ist einer der wenigen Anbieter mit einem sehr umfangreichen und allumfassenden Sortiment im ESD-Bereich. Die einzelnen Bauteile im avero Baukasten sind größtenteils von vornherein „ESD-ready“. Damit es zu keinen Verwechslungen im Sortiment kommt, sind die Oberflächen grundsätzlich alle mit leitfähigen Lacken versehen.
Elektrisches Feld – Ladung, Feldstärke, Elektrostatik
Das elektrische Feld ist ein allgegenwärtiges Phänomen. Es erklärt beispielsweise die Übertragung elektrischer Energie und die Funktion elektronischer Schaltungen. Seine Kombination mit dem Magnetismus, das elektromagnetische Feld, ist grundlegend für die Ausbreitung von Licht- und Funkwellen, beispielsweise bei der drahtlosen Kommunikation im Alltag.
Eine elektrostatische Aufladung entsteht durch Trennung der Ladung zweier Materialien, wobei mindestens ein Material ein schlechter elektrischer Leiter sein muss.
Dadurch entsteht zwischen diesen beiden Materialien eine Potenzialdifferenz – ein elektrostatisches Feld.
Elektrostatik bezieht sich immer auf ortsfeste Ladungen einer isolierenden Oberfläche. Diese Ladungen werden bei einer Verminderung der isolierenden Eigenschaften abgeleitet oder durch Ionisierung neutralisiert. Die Stärke des elektrischen Felds wird durch die Kraft ausgedrückt, die auf eine Ladung in diesem Feld wirkt.
Der Entladungspuls
Sobald die an einen festen Ort gebundene, statische Ladung mit der Erde verbunden wird, wird das davon ausgehende elektrische Feld schlagartig ausgeglichen. Die Größenordnung dieser Ausgleichsströme kann dabei sehr groß sein. Die Entladung eines Leiters gegen Masse bewirkt einen extrem kurzen Puls mit sehr hoher Stromdichte. In elektronischen Bauteilen und Chips hat man zwar integrierte Schutzschaltungen eingeführt, jedoch werden die Strukturbreiten immer kleiner. Daher kann man die Gefährdung nur unwesentlich reduzieren.

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Elektrostatik - Gefährdungsmechanismen
Die Risiken für eine Beschädigung von Halbleiterbauelementen durch statische Elektrizität entstehen auf zwei Arten: Zum einen bei der Entladung statischer Elektrizität. Zum Beispiel bei einer Berührung eines empfindlichen Bauteils mit der Hand. Diese Entladung zerschmilzt oder verdampft die sehr feinen Bahnen auf den integrierten Schaltungen. Hauptkriterium hierfür ist die Entladezeit beziehungsweise die Änderungsgeschwindigkeit der Feldstärke (Entladungspuls). Zum anderen können elektrische Felder Durchbrüche an den Isolationen verursachen. Auf diese Weise werden die Strukturen zwischen den integrierten Schaltungen zerstört. Das Hauptkriterium hierfür ist die Feldstärke.
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Elektrostatik - Gefährdungsschwellen
Die besondere Gefahr bei elektrostatischen Ereignissen besteht darin, dass die meisten Entladungen für den Menschen überhaupt nicht spürbar sind. Der Mensch nimmt eine elektrostatische Entladung erst ab einer sehr hohen Spannung wahr. Die Empfindlichkeitsschwelle liegt bei 3.000 Volt. Beschädigt oder zerstört werden können aktuelle integrierte Schaltkreise (ICs – Integrated Circuits) bereits im Bereich zwischen 30 und 100 Volt.
Ein bekanntes Phänomen im Alltag ist das Gehen über Teppichboden. Die hierbei entstehende Spannung beträgt etwa 35.000 Volt (bei der Annahme einer Luftfeuchtigkeit um 10%). Beim Abziehen eines Streifens Tesa-Film entstehen 32.000 Volt. Bei der Entnahme von ICs aus einer Styroporverpackung beträgt die Spannung 14.500 Volt, beim Entfernen der Luftpolster-Verpackungsfolien an Platinen werden 26.000 Volt erreicht. Diese Beispiele für Potenzialdifferenzen machen deutlich, wie brisant das Thema ESD bei der Fertigung von elektronischen Geräten ist. -
Elektrostatik - Mögliche Schäden am Bauteil
Eine elektrostatische Entladung kann zu einem Totalausfall des Bauteils führen. Dieser Schaden ist jedoch noch recht einfach zu erkennen und bei einer Kontrolle auszusortieren. Ein nur teilweise oder leicht vorgeschädigtes Bauteil hingegen ist zumeist bei einer Funktionskontrolle nicht sofort zu erkennen. Dieses kann aber erhebliche Folgekosten verursachen. Die verursachte Kundenunzufriedenheit und der Imageverlust sind nur langfristig mit viel Aufwand zu beheben.
Technische Hintergründe
1975 wurde die deutsche Industrienorm DIN 51953 verfasst. Ursprünglich schuf man sie mit dem Ziel, das Verfahren, die Werte und die Bedingungen zur Prüfung leitfähiger Fußböden festzulegen. 1980 wurden erste Werksnormen für die Anforderungen an eine ESD-Schutzzone festgelegt. Beispielsweise bei Siemens hat man die innerbetriebliche Norm SFR F12 eingeführt. 1992 kam auf europäischer Ebene die EN 100 015 / 1 hinzu. 1998 legte die Norm IEC 61340-5-1 im Beiblatt 1 des Benutzerhandbuchs Verfahren und Werte fest, IEC 61340-4-1 die Elektrode.
Elektrostatische Entladungen sind der Menschheit zwar schon seit sehr langer Zeit bekannt. Allerdings hatten sie zumeist sehr wenig Einfluss auf unseren Alltag, abgesehen von ein paar wenigen Unglücklichen, die vom Blitz getroffen wurden. Diese Norm legt fest, wie ein geschützter Bereich zu entwerfen, zu nutzen und zu überprüfen ist. Sie stellt sicher, dass elektrostatisch empfindliche Bauelemente mit minimalem Risiko einer Beschädigung gehandhabt werden können.
Die ESD-Protected Area, kurz EPA oder auch ESD-Schutzzone, kann in ganz unterschiedlichen Größenordnungen vorhanden sein. Sowohl einzelne Arbeitsplätze als auch ganze Arbeitsbereiche mit mehreren Arbeitsplätzen. Auch Lagerbereiche oder ganze Hallen können in ESD-Ausführung bereitgestellt werden.
Der ESD-Arbeitsplatz darf sich selbst nicht aufladen, sodass er keinerlei elektrostatische Felder erzeugen kann. Er muss durch die Leitfähigkeit seiner Oberflächen und die Erdung die bei der Fertigung aufgebrachten Ladungen kontrolliert ableiten.
Ganz unterschiedliche Gegenstände werden von der IEC 61340-5-1 für den Gebrauch in einer EPA klassifiziert. Hierzu gehören zum Beispiel die leitfähigen Oberflächen am Arbeitsplatz (Ablageböden, Schwenkarme, Schubladen, ein durchgehend leitfähig verbundenes Metallgestell), Lagerregale, Fußböden, Sitzplätze, Kleidung, Handgelenkbänder zur Erdung, Roll- und Handwagen, Verpackungen und Transportbehälter.
Der avero Tischplattenbelag besteht aus robusten, kratzfesten Hart-Laminaten. Die Trägerplatte aus einer durchgehend leitfähigen Spanplatte. Verbunden sind die Materialien mit einem leitfähigen Kleber. Die Erdung der Tischplatte erfolgt über leitfähige Spanplatten-Schrauben am Tischgestell. Das Tischgestell fertigt bott aus Stahl oder Aluminium mit einer leitfähigen Pulverbeschichtung. Auf diese Weise entsteht eine durchgehend leitfähige Verbindung. Die Kontaktscheiben an Schraubverbindungen stellen sicher, dass Ströme ohne Unterbrechung fließen können. Der Anschluss an die Erde erfolgt über den zentralen Erdungspunkt oder einen Metall-Fußteller.
Bei der Inbetriebnahme eines ESD Arbeitsplatzes führt bott eine Messung der ableitenden Eigenschaften aus. Im Allgemeinen besteht eine sehr gute Korrelation zwischen dem Abbau der Ladung und dem Widerstand. Da die Messung des Widerstands einfacher, zuverlässiger und günstiger ist, bevorzugt bott diese Methode. Auf diese Weise erhält man eine zuverlässige Aussage über die Leitfähigkeit und damit die Wirksamkeit und Eignung des Arbeitsplatzes.
Zur Beurteilung der Materialeigenschaften führt man eine Messung des Oberflächenwiderstands (Punkt-zu-Punkt-Widerstand) mit einer Ringelektrode oder ersatzweise mit zwei genormten Zylinderelektroden durch. Zur Beurteilung eines kompletten ESD-Systems misst man den Erdableitwiderstand mit einer genormten Zylinderelektrode.